Dienstag, 21. Juni 2005

Vorlesung am 21.06.2005

Ernst Bloch: "Ich bin, aber ich habe mich nicht. Darum werde ich jetzt."

Der lateinische Begriff „Utopos“ bedeutet Utopie, was soviel wie Existenz bedeutet und meinen Ort darstellt, den ich erreichen will indem ich meine Welt verlasse. Die Gestaltung des Lebens enthält die Aufgabe sich selbst zu finden. Existieren bedeutet aus sich heraus zu treten, in der Fremde sich selbst zu begegnen. Ich habe also eine konkrete Aufgabe, und zwar die beiden Hemisphären zusammen zu bringen zu einem Ganzen.

Heute haben wir das Bild der zerbrochenen Schale wieder aufgegriffen, es ging um die Gebrochenheit des Seins. Klaffen die Kunst und die Wissenschaft auseinander, verabschiedet sich die rechte Hemisphäre von der linken, sie warten nur darauf wieder synchronisiert zu werden und wieder ganzheitlich zu arbeiten. Der Bruch hat zur Folge, dass im Menschen eine Trennung von Vernunft und Gefühl herrscht. Also werden vernünftige Entscheidungen ohne Rückkopplung von Emotionen getroffen und die Gefühle können dies nicht überprüfen. Die Entscheidungen werden folglich rechtshemisphärisch geprägt. Gefühle sprechen von Werten. Aufgrund meiner Bestimmtheit würde ich mich fragen, ob es überhaupt wert ist, mich danach zu fragen. Wenn die Bewertung erfolgt ist wird meine Idee frei gegeben, was zum schöpferischen Arbeiten führt. Hinterher lehnt es entweder die Vernunft ab, was Psychologen als Verdrängen bezeichnen, oder sie nimmt es an und man arbeitet weiter. Man kann also Informationen nur dann akzeptieren und, bezogen auf die Schule, nur dann verstehen, wenn das Gefühl es zulässt.

Ernst Bloch ist der Auffassung, dass die Daseinsfläche eines jeden Menschen ein Quadrat darstellt, das aus 4 Seiten besteht: Die erste Seite bildet die Werte und Normen, die zweite Seite gibt Gesetze und Regeln vor, die dritte Seite setzt Gebote und Verbote und die vierte und letzte Seite bildet die Verstärkung durch Erziehung und Vorschriften. Diese 4 Seiten prägen mein Verhalten und schränken meine Wahrnehmung ein. Ich als angehender Pädagoge bin laut Bloch ebenfalls als Quadrat geboren. Die Unterrichtsvorbereitung, die ich ohne die Betroffenen, die Schüler, plane, kann nicht gut werden. Fakt ist, dass der Unterricht gemeinsam angesehen wird und man zusammen auf die Natur blickt. Der Unterricht, der ohne die Lernenden geplant ist, geht an ihnen vorbei. Man muss also die Menschen sehen, sie ansehen und zusammen mit ihnen entscheiden. Dabei gibt das Quadrat die feste Form vor, die ich durch die freie Form, dem spielerischen, ablösen versuchen muss. Die beiden Hemisphären arbeiten erst dann spielerisch, wenn sie synchron arbeiten.

Wenn die Synchronisation beider Hemisphären gegeben ist, folglich Kunst und Natur zusammen arbeiten, haben wir einen unmittelbaren Zugang zur Natur, wir können sie verstehen. Ein Beispiel dafür wäre Albert Einstein und seine Relativitätstheorie. Sie wurde erschaffen durch die Einheit von Natur, Kunst und Denken. Das Gehirn hat dabei folgende Strategie: natürlicherweise lebt man auch mal unvernünftig. Das Gehirn arbeitet 2-seitig und will gegen diese Unvernunft arbeiten. Dabei benutzt es den einfachen Weg Hormone herzustellen, die Depressionen hervorrufen, was aber nur bei sensiblen Menschen funktioniert. Ein anderer Weg wäre das Immunsystem zu schwächen, wenn dies nicht klappt werden periphere Organe angegriffen um eine Krankheit zu verursachen. Dabei werden zur Heilung technische Möglichkeiten zu Hilfe genommen wie z.B. Herzschrittmacher bei einer Schwäche des Herzens o.ä. Dies ist der einfachste Weg das Leben zu ändern. Eine andere Lösung findet man in der Naturheilpraktik. Doch auch durch diese Möglichkeit wird nicht versichert ob die Grundeinstellung des Organs Körper in Ordnung ist. Dabei wird nicht der Mensch betrachtet, was wieder das Bild der zerbrochenen Schale darstellt.

Das Quadrat von Bloch stellt aber nicht nur Grenzen dar, die andere Seite des Quadrats ist offen, diese Fläche ist nicht begrenzt und stellt die sogenannte Gelassenheit dar. Ist man gelassen, ist man in der Lage ja und gleichzeitig nein zu sagen, man ist frei und unvoreingenommen. Im Gegensatz dazu steht die Abhängigkeit und das Anhaften, was mit Leiden zum Ausdruck gebracht wird. Arbeiten beide Hemisphären synchron, sagt man die Wahrheit, was nichts mit wahr oder falsch zu tun hat. Die Wahrheit bedeutet Offenheit des Seins. Man besitzt dann die Fähigkeit Dingen so zu begegnen wie sie sind und kann das Quadrat verlassen.

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