Begegnung zwischen Melanie und der Zeit - Fast eine Fabel

Eines Morgens, die kleine Melanie war gerade auf dem Weg zur Schule, hörte sie eine Stimme: „Beeile dich mein Kind, sonst kommst du zu spät zum Unterricht!“ Sie drehte sich um, im Glauben hinter sich ihre Mutter zu erblicken, welche ihr so häufig vorwarf auf dem Schulweg herumzubummeln. Aber nein, ihre Mutter war nirgends zu entdecken. Also ging sie weiter. Doch schon wieder hörte sie diese seltsame Stimme, diesmal etwas lauter: „Beeile dich mein Kind, du willst doch nicht zu spät kommen.“ Etwas verwirrt drehte die Kleine sich wieder um…wo kam sie bloß her diese Stimme? Sie schien so nah zu sein! Während Melanie noch auf der Suche nach dem Ursprung der Stimme war, war diese abermals zu hören und sie schien….tatsächlich….jetzt erst bemerkte die Kleine woher diese seltsame Stimme kam….völlig verwirrt blickt sie auf ihr Handgelenk….die Stimme kam tatsächlich aus ihrer Uhr! Langsam wurde Melanie die ganze Sache etwas mulmig und sie dachte schon, sie würde sich dies alles nur einbilden, als die Stimme wieder zu ihr sprach: „Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin es, der kleine Elefant auf deiner Armbanduhr!“ „Aber warum kannst du denn sprechen, du bist doch nur ein Bild auf meiner Uhr?!“ sprach die Kleine mit etwas ängstlicher Stimme. „Ich kann sprechen, weil du es so willst Melanie“, antwortete der Elefant, „kannst du dich noch an das Gespräch zwischen dir und deiner Mutter heute morgen erinnern?“ „Ja, aber….“ ,wollte Melanie entgegnen, aber da sprach der Elefant schon weiter: „Weißt du noch, dass du deiner Mutter erzählt hast, dass deine Uhr kaputt sei und du deshalb so häufig zu spät zum Unterricht kommen würdest? Ich beobachte dich schon, seitdem du diese Armbanduhr trägst, aber bisher habe ich dich nie angesprochen, da ich dachte, du würdest selbst darauf kommen, dass es nicht richtig sein kann, immer zu spät in die Schule zu kommen und dann auch noch die eigene Mutter anzulügen. Meine Kleine, ich erkenne genau daran, wie mich jemand anblickt, ob er es ernst mit mir meint oder eben auch nicht. Ich habe schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen erkannt, dass du die Uhr nicht lesen kannst.“ „Das stimmt nicht, ich lüge nicht und natürlich könnte ich die Uhr lesen, aber wenn sie doch ständig kaputt ist…“ stotterte Melanie. „Sei ehrlich zu dir selbst Melanie, es muss dir nicht peinlich sein, dass du die Uhr nicht lesen kannst. Aber überleg doch mal, willst du dein Leben lang zu spät kommen, zu Verabredungen, zur Arbeit? Ich glaube nicht, dass du das willst. Und ich denke auch nicht, dass du deine Mutter gerne anlügst!“ „Ja, du hast ja recht“, antwortete Melanie mit gesenktem Kopf, „aber alle Kinder in meiner Klasse können die Uhr schon lesen, nur ich nicht und meine Mutter würde so sauer und enttäuscht sein, wenn sie davon erfahren würde.“ „Nein, das wird sie nicht, erzähl ihr bloß gleich heute Mittag nach der Schule die Wahrheit. Und sie wird dir mit Sicherheit dabei helfen das Zeitlesen zu lernen. Ach ja, und an deiner Stelle würde ich mir nicht so sicher sein, dass alle Kinder aus deiner Klasse die Uhr lesen können. Neulich habe ich mich mal mit dem kleinen Löwen auf Sandras Uhr unterhalten. Er erzählte mir, dass auch Sandra die Uhr noch nicht lesen kann. Also nur weil die Kinder aus deiner Klasse alle eine Uhr tragen, heißt das noch lange nicht, dass sie diese auch lesen können.“ Da freute sich Melanie: „Tatsächlich, Sandra kann die Uhr auch nicht lesen? Dann bin ich ja gar nicht so doof!“ „Das bist du auch nicht, das hat ja auch nie jemand behauptet!“ antwortete der kleine Elefant, „ich hoffe du hast verstanden, worum es geht, und dass du selbst nur einen großen Vorteil davon hast.“ „Vielen Dank“ ,antwortete Melanie, aber kannst du mir nicht auch in Zukunft noch ein wenig helfen und mich an die Zeit erinnern?“ Aber der kleine Elefant war schon wieder verstummt und grinste Melanie wie eh und je von ihrer Armbanduhr aus an. So machte sie sich schnell auf den Weg, um ja nicht zu spät zur Schule zu kommen. Den ganzen Schultag ging ihr der kleine Elefant nicht mehr aus dem Kopf und so kam es, dass sie nach Schulschluss, zu Hause angekommen, ihrer Mutter alles beichtete, von dem kleinen Elefanten allerdings verlor sie kein Sterbenswörtchen.

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